Innenleben eines Canon 85/1,2 L
Ich möchte mal etwas vom Innenleben eines Canon 85/1,2 L Objektives berichten. Der Autofokus hing an einer Stelle und so war ein Zerlegen und Schmieren der mechanischen Teile notwendig.
Nimmt man die Gehäuseteile ab, so hat man freie Sicht auf die Elektronik. Für eine echte Platine scheint kein ausreichender Platz zu sein, von daher ist fast alles auf flexiblen Leiterbahnen um das Objektiv gewickelt. Die einzelnen Gruppen sind hier miteinander verlötet und bilden ein Netz an Leiterbahnen.
Schraubt man die vorderen Linsengruppen heraus, so ist der Blick auf die Blende und Schleifkontakte frei. Auf der linken Seite sind zwei drei-kontaktige Schleifkontakte, auf der rechten Seite eine Lichtschranke.
Das sind die beiden beteiligten Ringe. Auf der linken Seite ist eine Detailaufnahme von dem Ring aus Plexiglas mit schwarzen und durchsichtigen Streifen. Die zuvor erwähnte Lichtschranke zählt diese Streifen und erkennt damit wie weit der Autofokus gefahren ist. Da ein Ring USM die Fokusgruppe nur über Reibung antreibt, ist es notwendig die gefahrene Strecke unabhängig vom Antrieb zu messen. Dies erfolgt über diese Lichtschranke.
Auf der rechten Seite ist die Unterseite vom Fokusring zu sehen, den man beim manuellen Fokussieren bewegt. Hier überprüfen die Schleifkontakte wie weit der Fokusring bewegt wurde und geben diese Information an den Autofokusantrieb weiter. Da mit drei Schleifkontakten nur die Strecke und Geschwindigkeit und nicht die Richtung abgefragt werden kann, ist ein weiterer Block mit drei Kontakten notwendig. Über deren Phasenbeziehung kann das Objektiv dann auf die Drehrichtung schließen. Die Phase muss über den Abstand der beiden Blöcke eingestellt werden - ein Abend füllendes Programm.
Hier das Häufchen Elektronik, wenn es vom Objektiv entfernt wurde.
Dies ist die Monsterblende aus dem Objektiv. Wie es scheint wird sie nur für dieses Objektiv so gebaut, da ich mir nicht vorstellen kann, dass das so in einem anderen Objektiv noch passen könnte.
Noch mal ein Bild von oben ohne Elektronik und Kontakte. Unter dem Plexiglasring kann man im Kreis helle Punkte erkennen. Der innere Objektivtubus ist auf einem Kugellager mit 72 Kugeln gelagert, damit es sich unter seinem hohen Eigengewicht noch in jeder Lage reibungsarm drehen kann. Jeder Reflex steht für eine Kugel.
Die Hinterseite vom Tubus ist noch zusätzlich mit drei Laufrollen versehen, damit die großen und schweren Linsen nicht frei hängen müssen.
In dieser silbernen Aussparung sitzt der Ringantrieb und bewegt die Linsengruppe.
Das ist der eigentliche Autofokusmotor und Ring USM. Der obere Teil mit den Zacken bildet eine wandernde Welle, welche den Tubus bewegt. In der Unterseite befinden sich die Piezoelemente, die für die Biegungen sorgen.
Die elektrischen Kontakte auf der Rückseite sind nur angeklebt. Dies ist nicht weiter tragisch, da über eine starke Blattfeder und Zwischenringe der Ringantrieb eh gegen den Antriebstubus gedrückt wird. Die anderen Piezokontakte sind mit Silberleitkleber links und recht leitend verbunden.
Interessant ist die Tatsache, dass es keinerlei Möglichkeit gibt, das Objektiv in irgendeiner Weise optisch zu justieren oder zu zentrieren. So wie die Linsen zum Liegen kommen werden sie auch eingebaut